Was ist Landmanagement?

Professor Gerhard Larsson von der Technischen Hochschule in Stockholm unterscheidet in seinem Buch „Land Management as Public Policy“ (2010) zwei Säulen im Landmanagement:

1. "Monitoring, Administration und Controlling"

Dabei handelt es sich um den entsprechend einer Definition von Walter Seele statischen Teil des Landmanagements, im Deutschen interpretiert mit Katastertätigkeiten, Kontrollmessungen, Zeitreihen, Monitoring etc.

2. Tätigkeiten mit dem Ziel “of developing the land by making substantial investment in the land or changing existing land usage”.

Diese beschreiben den gestaltenden und dynamischen Charakter des Land Managements. Es entspricht dem Portfolio der traditionellen deutschen Bodenordnung und Bodenwirtschaft in städtischen und ländlichen Räumen gemäß der folgenden Grafik. Hier sind alle planerischen, wertermittelnden, bodenordnenden, baulichen und katastertechnischen Tätigkeiten der Geodäten in Dorf-, Stadt – und Landentwicklung enthalten:

Spezifizierung

Das Grundverständnis führender FIG-Vertreter und weiterer Land Management-Experten zeigt folgende Darstellung. Die Aspekte Georeferenzierung (spatially enabled) und Partizipation werden hierbei besonders hervorgehoben:

Auf dieser Grundlage hat unser Lehrstuhl unter der Leitung von Prof. Magel die „Triade Landmanagement“ entwickelt:

Die Triade zeigt, dass es um die zentrale Bedeutung eines die Grundstücke (land parcel) in Lage und Größe erfassenden, sowie Nutzung und Beschränkungen beschreibenden, Mehrzweckkatasters (cadastre) geht. Darüber hinaus folgen weitere Schritte, die viele weitere Kenntnisse und Kompetenzen erfordern: Eine Geodateninfrastruktur (GDI) (Spatial Data Infrastructure -SDI), die im Verbund mit Kataster, Grundbuch und vielen anderen Dateninfrastrukturen das repräsentiert, was international heute unter ‚Land Administration System‘ (LAS) verstanden wird. Das LAS ist wiederum die Voraussetzung für das nachfolgende dynamische Landmanagement in seiner komplexen Vielfalt von Tätigkeiten. Beim Landmanagement sind viele Kenntnisse und Kompetenzen gefragt, beispielsweise im Rechtsbereich, im technischen Sektor (Planung, Wertermittlung, Bodenordnung etc.), in der Ökologie und Landschaftsästhetik und im Kommunikationsbereich.

Als eine zunehmend erfolgreiche Unterstützung von Land Administration und Landmanagement haben sich nach und nach die  Aspekte und Methoden von ‚Good Land Governance‘ (Magel/Groß 2010) erwiesen.

Was die Triade abschließend hervorhebt: Der Landsektor muss als ein zusammenhängendes System verstanden werden und nicht als bloße Folge oder Addition einzelner oder gar unabhängiger Komponenten.

Um Landmanagement auch der Politik und der Öffentlichkeit anschaulich zu erklären,nutzt unser Lehrstuhl seit 2010 den Begriff „Pentaphonie des Land Managements“:

Ziel ist es, das Fach und die Instrumente des Landmanagements dem großen Staatsziel, nämlich der Herstellung bzw. Garantie möglichst gleichwertiger Lebensbedingungen in allen Landesteilen, zuzuordnen. Damit wird deutlich, dass Landmanagement eine  nachvollziehbare Wertschöpfungskette von der Beratung bis zur Bodenordnung darstellt.

Der  komplexe Zusammenhang zwischen statischen und dynamischen Elementen des  Landmanagements wird in folgender Graphik deutlich, ebenso die verschiedenen Inhalte und Tätigkeiten des Landmanagements und deren Verbindung mit Förderprogrammen und sonstigen technischen und rechtlichen Rahmenwerken:

Die Graphik zeigt auch den Bezug der deutschen Bodenordnung (Definition; s.u.) zum Landmanagement:

Die statische Komponente der Bodenordnung ist demnach Teil des statischen Landmanagements, also der Feststellung der gegenwärtigen Besitzverfassung in all ihren unterschiedlichen Facetten wie Eigentum, Pacht, Nutzungsrechte, Restriktionen, usw. Diese bestehende Bodenordnung inklusive Nutzungs- und Eigentumsverhältnisse ist grundlegend in Kataster und im Grundbuch beschrieben.

Der dynamische Teil des Landmanagements umfasst die gestaltende, sprich planende und realisierende Veränderung von Grund und Boden und dessen Nutzung nach Vorgaben eigener oder fremder Planungen. Damit beinhaltet er auch die dynamische Komponente der Bodenordnung. Gerade hier in diesem dynamischen Planungs-, Wertermittlungs-, Umsetzungs- und Bodenordnungsteil liegen hohe Wertschöpfungspotentiale.

Schließlich endet diese dynamische Tätigkeit wieder im „statischen“ Moment des Landmanagements, bevor es mit neuen Veränderungen an Grund und Boden im Sinne des dynamischen Landmanagements weitergeht.

Definition Bodenordnung

Der im deutschsprachigem Raum bekannte Begriff Bodenordnung umfasst nach W. Seele eine statische und eine dynamische Komponente:

  • Die statische Komponente der Bodenordnung beinhaltet die Eigentumsverfassung unseres bebauten und unbebauten Grund und Bodens einschließlich seiner Nutzung und Besteuerung in Stadt und Land.
  • Die dynamische Komponente der Bodenordnung umfasst alle Maßnahmen, die dazu dienen, die Eigentums-, Besitz- und Nutzungsverhältnisse an Grund und Boden (die sogenannten subjektiven Rechtsverhältnisse) möglichst weitgehend mit den in der Bodenordnungsplanung dokumentierten Ansprüchen an dessen Nutzung (die sogenannten objektiven Planungsziele) in Übereinstimmung zu bringen und störende externe Effekte in der planungskonformen Nutzung zu eliminieren, also private und öffentliche Interessengegensätze aufzulösen.

Hoisl (1993) benennt gar drei Komponenten der Bodenordnung:

  • Die bestehende Ordnung von Grund und Boden: Kernstück für die Beschreibung dieser Ordnung ist das Liegenschaftskataster, möglichst in ein GIS eingebettet.
  • Das Leitbild für eine künftige Ordnung: Kernstück sind Einteilungsprinzipien, die entweder in allgemeinen Grundsätzen z. B. für die Grundstücksneuverteilung bei der Flurbereinigung oder in konkreten Plänen, z. B. in Bebauungsplänen für die städtebauliche Umlegung, ihren Niederschlag finden.
  • Die Tätigkeit, dieses Leitbild herbeizuführen: Kernstück sind die Methoden, nach denen diese Tätigkeit ausgeführt wird. Die Aufgabe besteht darin, Grundstücke nach Lage, Form und Größe plangerecht bzw. für eine zweckmäßige Nutzung zu gestalten.

Als Instrumente der dynamischen Komponente der Bodenordnung mit ihren konstruktiv gestaltenden Maßnahmen seien beispielhaft genannt:

  • die Teilung, der Tausch oder der Kauf von Grundstücken nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB);
  • die Regelungen der städtebaulichen Bodenordnung nach dem Baugesetzbuch (BauGB), beispielsweise die Umlegung
  • der Freiwillige Landtausch, die Beschleunigte Zusammenlegung, die Vereinfachte Flurbereinigung, die Regelflurbereinigung und die Unternehmensflurbereinigung nach dem Flurbereinigungsgesetz (FlurbG).